Neue Trends in der Digitalisierung

Letzte Woche fand in München die Digital Life Design Konferenz 2025, eine Konferenz, die vor 20 Jahren vor allem als Internet-Konferenz gegründet wurde und sich seitdem jährlich wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Fragen der Digitalisierung widmet. Für die Website (https://www.dld-conference.com) zeichnen die Hubert Burda Media Holding KG und die DLD Media GmbH verantwortlich. Hier meine Eindrücke vom ersten Tag der Konferenz. (Die ganze Konferenz konntet ich leider nicht besuchen)


Das nächste große Ding? Ein oft wiederholtes Schlagwort war das der „Agentic AI“, was man auf Deutsch wohl am Besten als handelnde KI übersetzen kann. Darunter ist zu verstehen, dass die KI in Zukunft nicht mehr nur Fragen beantworten oder mehr oder wenige schöne Bilder erzeugen kann, sondern ganze Prozesse steuert, Aufgaben an Subsysteme delegiert und digitale Probleme per API-Zugriff unmittelbar selbst erledigt. Man darf gespannt sein.
Im praktischen Einsatz ist die KI allerdings oft noch nicht so weit, denn dort haben Anwender vor allem damit zu kämpfen, die KI genau dazu zu bewegen, was man haben möchte. Von einer Steuerung des Gesamtplans durch die KI ist hier weniger die Rede, eher davon, wie man die KI richtig in Arbeitsabläufe integriert, um sie genau dort zu nutzen, wo sie hilfreich ist und dort sein zu lassen, wo sie keine Vorteile bringt (was man zunächst selbst herausfinden muss). Ein Beispiel aus der Werbewirtschaft. Für Produktdarstellungen kann man die hübschen, stets gut gelaunten jungen Menschen, mit denen das Produkt assoziiert werden soll, wunderbar durch KI generieren. Bei den Produktabbildungen selbst sollte man das tunlichst vermeiden und lieber auf herkömmliche 3D-Modelle zurückgreifen, sonst bekommt der schicke Sportwagen im Werbeprospekt schon mal ein paar Heckleuchten mehr, die zwar toll aussehen, aber bei den Kunden falsche Erwartungen wecken. 
Dort, wo KI funktioniert, sind die die Produktivitätsgewinne und Kostenersparnisse aber beträchtlich. Ebenso die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die in diese Fall wohl vor allem professionelle Foto-Models betreffen dürften. Ob Heidi Klum zu ihrer beliebten Sendung in Zukunft Software-Ingenieure und KI-Spezialisten einladen wird?


Apropos Produktivität: Betrachtungen zur Weltlage durften nicht fehlen. Und da die eben genannten Produktivitätsgewinne zur Zeit stark von wenigen, zumeist amerikanischen Anbietern abhängen, gibt es jetzt noch ein weiteres Feld, auf dem Europa neben seiner militärischen Schwäche politisch ziemlich erpressbar werden könnte. Zwangsläufig ist eine solche Entwicklung aber nicht.


Während die im KI-Bereich führenden wissenschaftlichen Einrichtungen und Industrieunternehmen immer noch auf der Suche nach der General Artificial Intelligence sind (sie ist noch nicht gefunden und offen auch die Frage, ob sie mit existierender Technik überhaupt möglich ist, aber es gibt Anzeichen, dass die bei skeptischen Kulturwissenschaftlern beliebte Metapher des „stochastischen Papageis“ die bereits vorhandene Leistungsfähigkeit stark unterschätzt: https://www.youtube.com/watch?v=fTMMsreAqX0), ist in der Anwendungspraxis eher ein starken Trend hin zu spezialisierten KIs zu beobachten. Das mag auch mit dem eben schon Wunsch nach kontrollierbaren Ergebnissen zu tun haben. Dienste-Anbieter schießen jedenfalls wie Pilze aus dem Boden: https://www.relume.io/, https://outset.ai/ , https://www.dimeadozen.ai/ , https://www.make.com/en , https://lovable.dev/ Insbesondere Startup-Unternehmen können heute davon profitieren, dass zahlreiche Aufgaben, von der Website/Webshop-Erstellung über die Kunden-Betreuung (per Chat-Bot) bis hin zur Ausarbeitung eines Geschäftsplans inzwischen von der KI übernommen oder zumindest sehr stark unterstützt werden können.


Eines der heikelsten Themen neben dem CO2-Fußabdruck ist die Datennutzung beim Training von KI-Modellen. Um hier Datenschutz-, Datensicherheits- und Leistungsschutzbedürfnissen gerecht zu werden, werden Ansätze des „föderierten KI-Trainings“ diskutiert, bei denen, wenn ich es richtig verstehe, KI-Modelle bei verschiedenen Datengebern lokal trainiert werden, ohne dass sie die Daten herausgeben müssen – nur das angelernte Modell wird weitergegeben. Ob und wie das technisch möglich ist, ist mir nicht ganz klar. Aber in jedem Fall eine interessante Entwicklung.

KI war das große, aber durchaus nicht das Einzige Thema der Konferenz. Kritisches und zwar durchaus auch von Vertretern der Tech-Branche war zum Soical-Media-Konsum vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu hören. Die dazu vorliegenden empirischen Befunde sprechen dazu wohl eine deutliche Sprache.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Eckhart Arnold (21. Januar 2025). Neue Trends in der Digitalisierung. dhmuc. Abgerufen am 22. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/134lb


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